Selbstverletzendes Verhalten
Selbstverletzendes Verhalten
Abbau von großem emotionalem Druck
Die Selbstverletzung erfolgt in der Regel nicht in suizidaler Absicht, sondern um großen emotionalen Druck abzubauen. Dabei können die selbst zugefügten Verletzungen schwerwiegend sein und reichen von großflächigen oberflächlichen Hautaufschürfungen bis zu tiefen Schnittverletzungen, welche genäht werden müssen. Zugrunde liegt die Erfahrung, zügig von extremer Anspannung oder Verzweiflung befreit zu sein oder einen anderen sehr belastenden inneren Zustand zu beenden.
Behandlung
Die Behandlung in der Stiftung Die Gute Hand beginnt bei der Aufnahme mit einer Selbstverpflichtung, das selbstschädigende Verhalten zu reduzieren und Hilfe anzunehmen. Sowohl in der Therapie als auch in der Wohngruppe liegt der Schwerpunkt im Erlernen und Umsetzen von Handlungsalternativen, den sogenannten Skills. Die Betroffenen lernen, dass die Skills in belastenden Situationen zu Entlastung und Druckverminderung führen. Bei einem hohem "Ritzdruck" kann auch gemeinsam mit den Betreuern alternatives Verhalten angewendet werden. Wenn sie sich trotzdem selbst verletzen, müssen sie in einer Verhaltensanalyse die Auslöser und mögliche alternativen Verhaltensweisen reflektieren und diese in der Therapie nachbesprechen. Es soll keine positive Zuwendung nach selbstverletzendem Verhalten erfolgen. Stattdessen gelten klare Absprachen, dass Wunden meist selbst versorgt, bedeckt und von der Krankenschwester kontrolliert werden. Außerdem wird das selbstverletzende Verhalten ausschließlich in der Therapie thematisiert. Therapeut und Bezugspersonen treten dem Jugendlichen mit hohem Maß an Akzeptanz für seine Situation und seine Symptomatik gegenüber, versuchen aber zugleich, mit dem Jugendlichen Veränderungen zu erarbeiten und einzufordern.
Festigung eines positiven Selbstbildes
Neben den angemessenen Bewältigungsstrategien in der Emotionsregulation sind auch das Entdecken der eigenen Stärken und die Festigung eines positiven Selbstbildes ein wichtiger Schwerpunkt der Behandlung. Fachkräfte in der Wohngruppe, Therapie und Schule arbeiten eng vernetzt zusammen, um das "Ansteckungspotential" des selbstverletzenden Verhaltens gering zu halten.