Essstörungen
Magersucht ist gekennzeichnet durch ein absichtlich selbst herbeigeführtes erhebliches Untergewicht einhergehend mit einer Körperschema-Störung und einer tief verwurzelten Angst, zu dick zu sein. Die Betroffenen legen eine sehr niedrige, meist gesundheitsschädliche, Gewichtsschwelle für sich fest und die Kontrolle darüber bestimmt zunehmend alle Lebensbereiche.
Behandlung
Eine Behandlung setzt sich in unserer Einrichtung aus mehreren Modulen zusammen und ist ganzheitlich ausgerichtet. Die Behandlung wird individuell zusammengestellt und durch ein multiprofessionelles Team begleitet. Das Ziel ist erst das Erreichen eines unbedenklichen Gewichts und eine damit einhergehende Verbesserung von Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Flexibilisierung und Verminderung von Gedankenkreisen um das Thema der Essstörung. Perspektivisch wird ein selbstständiger Umgang mit dem Gewicht erarbeitet, sodass dieses auch ohne Essensplan in Zeiten von emotionalen Krisen gehalten werden kann.
Wenn die Essstörung mit erheblichem Untergewicht einhergeht, wird mit dem ärztlichen Dienst der Kalorienbedarf und das Zielgewicht festgelegt und daran orientierend ein Essensplan mit Haupt- und Zwischenmahlzeiten erstellt. Die Betroffenen werden dabei bezüglich ihrer Vorlieben einbezogen. Die heilpädagogisch orientierte Wohngruppe legt Wert auf Beziehungsangebote, bindet die Betroffenen mit in den Tagesablauf ein und fördert ihre Interessen. Die Tagesstruktur bietet Orientierung, die Mahlzeiten werden zumindest am Anfang begleitet. Oft wird ein Stufenplan erarbeitet, sodass insbesondere Bewegungsangebote und Freiräume in der Freizeitgestaltung in Abhängigkeit vom Erreichen der Gewichtsziele möglich sind.
Anfangs liegt der Schwerpunkt auf der Symptomreduzierung, d.h. Gewichtsaufbau und Abbau symptombezogener Gedanken. Das Ziel ist jedoch das Ermöglichen eines Alltagslebens mit jugendlichen Themen und Gestaltungsfreiräumen.
Therapiemöglichkeiten
Meistens wird zeitnah eine interne Therapie angeboten. Inhalte sind z.B. die Entwicklung eines Erklärungsmodells der Essstörung, die Erweiterung des Körperschemas, das Erarbeiten von zunehmender Flexibilisierung im Essverhalten und emotionaler Stabilisierung. Ebenso werden psychische Faktoren, die zur Entstehung und Aufrechterhaltung beitragen, bearbeitet. In der handlungsorientierten heilpädagogischen Einzel- oder Gruppenbehandlung liegt oft ein Schwerpunkt auf der Erweiterung von Interessen, dem Entdecken eigener Stärken und falls notwendig auch einer Erweiterung von sozialen Kontakten.
Schulische Anbindung
Oft wird die interne Förderschule besucht, sodass die Zwischenmahlzeiten auch in der Schulzeit einfach organisiert werden können. Gemeinsam mit allen Beteiligten besteht ein enger Austausch über die weitere schulische Perspektive.
Familien- und Angehörigenarbeit
Ein wichtiger Behandlungsbaustein ist die intensive Familienarbeit. Gemeinsam mit den Eltern wird überlegt, wie zuerst gelingende Beurlaubungen gestaltet werden können und wie eine gemeinsame Perspektive aussehen kann. Die Familie erhält Unterstützung und Raum für Familienthemen.